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JAZZ ESSENZ – 3. Meisterwerke
HÖRBEISPIEL: Louis
Armstrong: Hello Dolly (1964)
Als vom 62-jährigen Louis Armstrong verlangt
wurde, dass er diesen banalen Song aufnimmt, war er ziemlich irritiert. Aber
er sah sich geschäftlich gebunden. Vieles, was er im Laufe seiner Karriere
gesungen und gespielt hat, ist aus der Jazz-Perspektive betrachtet
belanglos. Als junger Musiker war er jedoch der richtungsweisende und
hipste Innovator seiner Musikkultur. In den Jahren 1926 bis 1928 machte
er seine kreativsten und gewandtesten Aufnahmen.1) Sie sind die ersten Meisterwerke des Jazz.
Charlie Parker erreichte seine voll ausgereifte
Meisterschaft um 1947.2) In den 1950er Jahren befand er sich
dann jedoch in den Händen eines Managers, der nur kommerziell ausgerichtete
Aufnahmen von ihm machen ließ – mit Geigenklängen, Karibik-Flair,
Schlagermelodien und so weiter.3) Charlie Parkers Meisterwerke stammen
daher größtenteils aus den Jahren 1947 bis 1950.
John Coltrane hatte ab 1961 eine großartige Band und ein
Konzept, das sein komplexes Spiel mit einfacheren Elementen ausbalancierte,
sodass seine Musik nicht nur sehr kunstvoll war, sondern auch zugänglich und
äußerst ausdrucksstark.4) Im Jahr 1965 begann er, in der Art
junger Musiker der Free-Jazz-Bewegung Schreilaute zu spielen, Dissonanzen
aufzutürmen und schließlich auch das rhythmische Fundament weitgehend
aufzulösen.5) Er strebte einen besonders
tiefgründigen Ausdruck an.6)
Seine Meisterschaft nahm dabei nicht ab.7)
Doch wurde seine Musik so übersteigert und abgründig, dass er einen großen Teil seiner
Anhängerschaft verlor – auch unter Musikern.8)
Bis heute blieben es seine Aufnahmen der Jahre 1961 bis 1964, mit denen er
den größten Einfluss ausgeübt hat.
Louis Armstrong geriet früh in die Mühle des
Show-Geschäfts, Charlie Parker scheiterte am Chaos seines kurzen Lebens und
John Coltrane starb ebenfalls viel zu früh. Von Steve Coleman erschienen
bereits mehr als 30 Jahre lang immer wieder neue Aufnahmen. Er folgte nie
kommerziellen Gesichtspunkten und erkundete stets Möglichkeiten der
Erweiterung und Weiterentwicklung. Etliche seiner Aufnahmen klingen extrem,
manche ungenießbar für mich. Doch brachte er seit 1990 auch immer wieder
Musik hervor, die so faszinierend ist wie die früheren Meisterwerke der
Jazz-Geschichte.
Im nächsten Video erweitere ich das Spektrum der
Jazz-Geschichte.
Alle Video-Texte
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Fußnoten können direkt im Artikel angeklickt
werden.
- mit folgenden Bands: Louis Armstrong and His Hot
Five,
Louis Armstrong and His Hot Seven, Louis Armstrong and His
Orchestra,
Louis Armstrong and His Savoy Ballroom Five
- Quellen:
Link,
Link
- Quellen: 1. Carl Woideck, Charlie Parker.
His Music and Life, 1998/1996, S. 40f.; – 2. Steve Coleman: Charlie
Parker habe seinen ersten Durchbruch zwischen 1947 und 1949 gehabt und sei
dann in Schwierigkeiten gekommen. Er sei an einen Produzenten [Norman
Granz] geraten, der nicht seine Sachen mit einer kleinen Band aufnehmen
wollte. So musste Parker all diese Projekte machen wie Bird with
Strings, South of the Border
und so weiter. Gewöhnlich arrangierte ein anderer und jemand suchte
Stücke für ihn aus. Nur wenig davon sei in seinen (Colemans) Augen
gelungen und die gelungenen Stücke seien einfach deshalb gelungen, weil
Parker ein brillanter Spieler war. Aber Sachen wie In the Still of the
Night [aufgenommen 1953 mit dem Gil Evans Orchester und den Dave
Lambert Singers] seien völlig missglückt. Wie auch immer. Er habe auch so
ähnliche Sachen. Nach Rhythm People habe er Sachen, die er zwar
nicht als komplette Fehlschläge, aber doch mehr oder weniger als
Fehlschläge betrachte – Sachen, die er nicht besonders mag. Die Alben
Rhythm People und Black Science hätten nach seinem Gefühl
auf einer gewissen Sache aufgebaut. Erst mit dem Album The Tao of Mad
Phat
[aufgenommen im Mai 1993] sei er in etwas Weiteres gelangt. Das sei
eigentlich nicht so lange danach gewesen. (Quelle: Steve Colemans
Internetseite M-Base Ways, Blog/M-Blog Episode 1: Overview,
Part I, Audio im Abschnitt 25:35 Minuten/Sekunden bis Ende,
veröffentlicht 2014/2015, Internet-Adresse: http://m-base.net)
- Näheres:
Link
– Steve Coleman: Coltranes Album Giant Steps (1959) werde zwar
von Musikern als Durchbruch betrachtet, Coltrane selbst habe es jedoch
mehr als etwas gesehen, an dem er arbeitete. Er (Coleman) denke, dass
Coltranes nächster Durchbruch nach Blue Train (und ein paar
anderen Sachen) erst nach Giant Steps zustande kam, mit dem
Album Impressions [das überwiegend aus Aufnahmen von einem
Auftritt 1961 im Village Vanguard bestand]. (QUELLE: Steve Colemans
Internetseite M-Base Ways, Blog/M-Blog Episode 1: Overview,
Part I, Audio im Abschnitt 24:50 bis 26:34 Minuten, veröffentlicht
2014/2015, Internet-Adresse: http://m-base.net)
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