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„When it sounds good, it is good." (Duke Ellington)1)
Der grundlegende Charakter der Sounds, mit denen der Jazz begann, blieb bis heute für den Jazz wesentlich:
Zwar ist der Jazz eine überwiegend instrumentale Musik, doch kamen die Jazz-Sounds ursprünglich vor allem durch eine Übertragung des expressiven Gesangs in afro-amerikanischer Volksmusik2) auf Blasinstrumente zustande und bis heute werden die Melodie-Instrumente im Jazz mit dem Ausdruck menschlicher Stimmen gespielt – in einem breiten Spektrum von „hot“ bis „cool“. Weil Blasinstrumente für den stimmlichen Ausdruck besonders geeignet sind, stehen sie nach wie vor im Vordergrund.
Mehr dazu: Menschlicher Sound
Die richtungsweisenden Musiker des Jazz übertrugen die Qualitäten volkstümlicher Musik auf eine Ebene größerer Raffinesse. Dadurch ist ihre Musik weniger eine abgehobene Kunst als der besonders kunstvolle Teil einer Musikkultur, die unterschiedliche Grade der Verfeinerung umfasst. Auch in jenen Bereichen des Jazz, die sich weit von populärer Musik entfernten, suchten Musiker immer wieder
eine Anknüpfung an ihre Herkunftskultur, einen unverbildeten Zugang und eine natürlich wirkende Expressivität.
Mehr dazu: Natürlicher Sound
Die Klänge des Jazz dienen selten dazu, beschauliche Stimmungen zu erzeugen, sondern bewegen – nicht nur emotional, sondern vor allem durch ein körperlich und geistig anregendes Spiel mit
dem Sinn für Bewegung. Das Bewegungsmoment ist primär in den Rhythmen und Melodien enthalten, prägt aber den gesamten Sound.
Mehr dazu: Beweglicher Sound
Ein eigener, persönlicher Ausdruck der instrumentalen „Stimme“ hat im Jazz einen hohen Stellenwert. Die Meister werden oft an ihrem Sound erkannt, für den nicht nur der Charakter ihrer individuellen Klangfarben ausschlaggebend ist, sondern ihre gesamte Art der musikalischen Gestaltung. Ihr Sound ist aber nicht bloß eigenwillig, sondern überzeugt auch durch Stil.
Mehr dazu: Persönlicher Sound
Sound-Komponenten
Jazz-Musiker entfalteten bereits früh in der Geschichte ihrer Musik eine große Kunst des musikalischen Ausdrucks durch Klangfarben.
Mit ihrem persönlichen Ton berühren sie viele Hörer und vermitteln subtil
vielfältige Gefühlsfacetten. Bei manchen Musikern bildet der direkte klangliche
Effekt sogar den Großteil ihrer musikalischen Mitteilung und diese relativ
leicht erfassbare Komponente der Musik erreicht eher eine größere Hörerschaft
als anspruchsvolle musikalische Strukturen. Bereits in den 1920er Jahren lösten
Jazz-Klänge mit der exotischen Wildheit, die sie aus bürgerlicher Sicht hatten, Begeisterung aus.
Extreme Klänge rückte die so genannte Free-Jazz-Bewegung der 1960er
Jahre in den Mittelpunkt. In Europa erhielten sie im Zusammenhang mit der
damaligen Studentenbewegung erstaunliche Resonanz, weil sie als Ausdruck des
Aufbegehrens und Befreiens verstanden wurden.
Mehr zur Wirkung aufregender Jazz-Klänge: Wildheit
Die ausdrucksstarken Sounds des Jazz waren in der westlichen Instrumentalmusik lange Zeit ein neu- und fremdartiges Element. In der Jazz-Literatur gelten expressive Klangfarben als ursprüngliches, typisch afro-amerikanisches Merkmal des Jazz.3) Aber Louis Armstrongs Kunst ging bereits in seinen Aufnahmen aus den 1920er Jahren weit über seinen beeindruckenden Sound hinaus. Und als Charlie Parker mit einem im Vergleich zu älteren Saxofonisten verfeinerten Ton spielte4), bedeutete dies keineswegs eine Reduktion von Jazz-Qualität. Vielmehr diente die Zurücknahme der klanglichen Expressivität dazu, andere Qualitäten afro-amerikanischer Ästhetik zu verstärken, insbesondere den rhythmisch-melodischen Fluss der Improvisationen.
Ein musikalischer Klang wird neben seiner Klangfarbe durch die Tonhöhe bestimmt5), die mehr oder weniger genau dem theoretischen Wert einer Note entspricht. So wie der Jazz in der Rhythmik von einem starren zeitlichen Raster kunstvoll
abweicht, so nimmt er auch hinsichtlich der Tonhöhe einen größeren Spielraum in Anspruch, der einem subtilen, lebendigen Ausdruck dient.
Mehr dazu: Lockere Brillanz
Ein Ton alleine macht noch keine Musik. Es braucht wechselnde Töne, die aufeinander abgestimmt sind, die sich also im Rahmen einer gewissen Harmonik bewegen.6)
Der Jazz verwendet weitgehend das europäische Tonsystem und erschloss sich in einer nur wenige Jahrzehnte dauernden Entwicklung praktisch sämtliche europäischen Errungenschaften in diesem Bereich sowie auch einige nicht-westliche Möglichkeiten der tonalen7) Gestaltung. Die Art, wie harmonische Strukturen im Jazz gestaltet werden beziehungsweise sich aus melodischem Spiel ergeben, ist jedoch eigenständig und hat ihre Wurzeln in alter afro-amerikanischer Volksmusik.
Mehr dazu: Harmonik
Die Kompositionen (Stücke, „Themen“), über die die Musiker improvisieren, liefern Vorgaben, an die sich die Musiker halten, um nicht falsch zu klingen und um gemeinsame Bezugspunkte zu haben. Diese Vorgaben betreffen in der Regel sowohl die Tonhöhe als auch die zeitliche Gliederung. Hinsichtlich der Tonhöhe werden meistens harmonische Raster in Form von wechselnden Akkorden, Tonleitern (Skalen) oder einzelnen Bezugstönen („tonalen Zentren“) festgelegt. Die zeitliche Gliederung ergibt sich, indem rhythmische Zyklen mit Unterteilungen vorgegeben werden, wobei dazu auch die festgelegten Wechsel der Harmonien zählen. – Sowohl in tonaler als auch rhythmischer Hinsicht können die Vorgaben relativ einfach sein und damit den Improvisatoren viel Spielraum lassen sowie den Hörern die Orientierung erleichtern. Sie können aber auch mit Komplexität herausfordern. Ebenso können die Musiker in einer eher legeren Weise über
das Raster der Improvisations-Grundlage hinweg spielen oder mit den vorgegebenen Strukturen ein anspruchsvolles Spiel treiben.
Mehr dazu: Struktur
Die bisher dargestellten Sound-Aspekte betreffen den Klangcharakter der Spielweise eines Musikers, seiner Musik im Gesamten oder einer ganzen Stilrichtung. Der Begriff „Sound“ kann aber auch über den Klang hinaus den Gesamteindruck bezeichnen, den eine Musik vermittelt, und umfasst dann auch die rhythmischen Aspekte sowie die Bedeutung, die die Musik für den Hörer hat – bis hin zur Vermittlung einer Art Lebensgefühl. So sagte der Saxofonist Greg Osby zum Beispiel, gewisse früher häufig gespielte Aufnahmen seien der „Sound of the City“ gewesen8) , oder Steve Coleman: „Wie für die meisten ‚schwarzen‘ Leute in der South-Side von Chicago war für mich Musik einfach ein Teil der Community. Wir haben sie deshalb nicht als eine eigene Sache betrachtet. Sie war etwas, das einfach da war. Sie war der Sound von allem anderen.“9)
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